Neben denjenigen die auch eine Fahrradklingel

 mit einem Drehmomentschlüssel festschrauben gibt es auch diejenigen bei denen es „ja halten“ muss.
Viele kennen das Motto „nach „fest“ kommt „ab“ und das Gewinde ist versaut.

Das kann an
 „Stahlschraube in Al zu fest angezogen“,
„Schraube schief angesetzt“, oder
 „war doch eine andere Steigung“,
etc. liegen :-(.
Vielleicht auch an "LOCTITE lässt sich mit einer ausreichenden Verlängerung lösen!".Aber nicht immer!

Beliebt sind Gewindebohrungen für die Stehbolzen der Zylinder, für untere Federbeinschrauben in der Schwinge, für Schrauben der Zylinderkopfdeckel, oder auch für Befestigungen der Bremssättel.
Manche schaffen es allerdings 10er Stahlschrauben mit dem DrehMo in Aluminium abzureissen.

Welche Reparaturmöglichkeiten gibt es
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0. Das betroffene Teil wegwerfen und ein neues einbauen ist die Lösung der Freundlichen (die sind dazu „angehalten“). Die anderen Methoden eignen sich weniger für „Schraubanfänger“

1. Zuschweissen lassen und ein neues Gewinde bohren. Funktioniert, ist aber eine etwas veraltete Methode.

2. „Aufbohren, grösseres Gewinde schneiden und grössere Schraube verwenden“ als Methode funktioniert häufig. Typisch sind z.B. Ölablassschrauben. M18x1,5 lässt sich z.B. oft durch M22x1,5 ersetzen. Die passenden Gewindebohrer sind vergleichsweise einfach zu finden. (Werkzeug- und Formenbauer). Bei den Zylinderkopfdeckelgewinden der 4V ist es schon deshalb unmöglich weil es die Spezialschrauben nur in einer Grösse gibt.

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3. HELICOIL einsetzen war in der Vergangenheit erste Wahl bei ganz wenig Platz, wenn also die Wandstärken für stabile Gewindeeinsätze zu dünn sind. Im Prinzip wird nur ganz wenig aufgebohrt, dann ein Spezialgewinde geschnitten und mit einem Einsetzwerkzeug eine Art Feder eingedreht. Diese „Feder“ hat nach dem Einbau das Profil des ersetzten Gewindes und ersetzt praktisch nur die Gewindegänge. Helicoil alleine ist nicht gasdicht. Z.B. dichtet eine Zündkerze allerdings nicht über das Gewinde, sondern über Flach oder Kegelsitz! Ohne Spezialwerkzeug geht es nicht. Um eine Gewindebohrung zu ersetzen ist ein spezieller Gewindebohrer notwendig (bei z.B. M6 genügt kein Feingewindebohrer M8x1; der spezielle hat ca. M7,95x1). Die Eindrehwerkzeuge liegen auch nicht gerade auf der Strasse und die nicht ganz triviale Arbeit macht am besten jemand der bereits an anderen Teilen „geübt“ (und „Lehrgeld“ bezahlt) hat.
Helicoil wirbt damit auch für Flugmotoren zugelassen zu sein, TimeSert ist es auch, bewirbt es aber nicht.

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4. TIME_SERT (Fa. Würth) einsetzen ist erste Wahl bei genügend Platz, wenn also die Wandstärken ausreichend sind. Im Prinzip wird aufgebohrt, dann ein Spezialgewinde geschnitten und mit einem Einsetzwerkzeug eine Art Gewindebuchse eingedreht. Diese „Gewindebuchse“ hat nach dem Einbau das Profil des ersetzten Gewindes, baut etwas grösser, ist gasdicht und ist mit dem richtigen Werkzeug vergleichsweise einfach einzusetzen. Ohne dieses Werkzeug geht es nicht. Um eine Gewindebohrung M6 (x1) zu ersetzen ist ein (Spezial-) Gewindebohrer M7,2 x1 notwendig. Für M18x1,5 einer mit 19,9x1,5. Auch diese Eindrehwerkzeuge liegen auch nicht auf der Strasse.

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5. ENSAT (Fa. Kerbkonus) einsetzen ist ideal für Heimwerker. Im Prinzip wird aufgebohrt, dann mit einem ganz einfachen Einsetzwerkzeug eine Art selbstschneidende Gewindebuchse eingedreht. Die ursprüngliche Variante S-302 dieser „Gewindebuchse“ hat nach dem Einbau das Profil des ersetzten Gewindes, baut etwas grösser als TimeSert.
Die neuere SD-303 hat fast die kleinen Abmessungen der Helicoileinsätze ( jeweils Helic/Ens: M5 6,04/7,0; M6 7,3/8; M8 9,62/10,0).
Beide Typen sind vergleichsweise sehr einfach, ohne Spezialwerkzeug einzusetzen und im Schraubenfachhandel sogar einzeln erhältlich.
Dennoch würde ich es nicht „mal eben“ ambulant auf der Strasse mit der Akkubohrmaschine empfehlen.
Auch die ENSAT- Buchsen sind (nur in der schlecht erhältlichen Bundausführung) gasdicht.

 

6. NORELEM 07660 oder KVT-Fastening (Bilder von Jaybee, GS-Forum)
Steht ausreichend Wandstärke zur Verfügung (z.B. bei den Befestigungsschrauben des Heckrahmens im Motorblock) bieten sich auch diese Verfahren an. Für ein M8 Gewinde wird auf d=10,8 aufgebohrt, ein Feingewinde M12x1,25  geschnitten, das Element eingedreht und dann die 4 Keile eingeschlagen.

 

Dazu gibt es ein Spezialwerkzeug mit Aussendurchmesser D=15 und einem abgesetzten Führungsdorn mit D=10,8. Die einzelnen Keile lassen sich aber auch reihum, in Etappen, mit einem neuen (unverdengelten) Durchschlag eintreiben. Die Keile zerstören das geschnittene Gewinde, verkeilen sich quer zu dessen Zähnen und hindern das Element am (Aus-)Drehen.
Die Konstruktion ist nicht gasdicht.
(03/2014; Gewindeeinsatz ca. 3,50 EUR; G-Bohrer-Satz: ab ca 17 EUR)

 

 

 


Tip:
Den jeweiligen Hersteller anrufen und den zuständigen Bezirksvertreter nennen lassen. Dann diesen anrufen, um Hilfe bitten, erklären weshalb man das wissen möchte, und fragen welcher seiner Kunden das Produkt verwendet. Kunden könnte auch der Vertrieb nennen (wenn er will und darf!), aber der Vertreter weiss viel besser wer seiner Kunden in Frage käme. Hat man eine passende Adresse (meist mit Ansprechpartner), so fragt man besser nicht telefonisch (oder per Mail) an, sondern geht selber hin. Die Büroschnecken haben meist keine Ahnung und die Wissenden mit den dreckigen Pfoten lesen keine Mails und haben kein Telefon! Wenn das vermurkste Teil vergleichsweise einfach abzubauen ist, dann tut das auch. Kein Mensch hat Interesse unter einem Mopped herumzukrabbeln! Es war noch nie schädlich auch bei Menschen mit schmutzigen Fingern mit einem sauberen Teil aufzutauchen. Andererseits wird ein „Wissender“ verstehen und sehen weshalb man wegen eines ausgerissenem Gewinde der Z-Kopfdeckelbefestigung nicht gleich den ganzen Motor zerlegt hat.

Für HELICOIL sind Motoreninstandsetzungsbetriebe eine gute Anlaufstelle. TIME_SERT verwendet z.B. BOSCH in der Serienfertigung, doch wage ich stark zu bezweifeln ob sich jemand um eine Q kümmern mag. NORELEM ist ein Lieferant für Werkzeugbaubetriebe und in jeder grösseren Stadt vertreten. "Im Netz" lassen sich derartige Dinge eher schlecht bestellen.