R66 Gespann auf Sechtagefahrt 1939
R66 Gespann auf Sechtagefahrt 1939
Daß BMW von Anfang an im Geländesport aktiv war, verwundert nicht wenn man bedenkt, daß in den 20er und 30er Jahren viele Straßen mit den heutigen so begehrten Schotterpisten identisch waren. Von daher mussten BMW Motorräder sich per se im leichten Gelände bewähren! Die damaligen Motorräder waren leicht und hatten von Haus aus grobstollige Reifen. Das Fahrtempo war damals eher langsam und die BMW's haben ja eine bekannt gute Drehmomentkurve. Aber um das Image der robusten Zweizylinder noch zu steigern, nahm BMW sofort an Geländefahrten teil. Schon der Prototyp der R 32 fuhr im Mai 1923 in der "Fahrt durch Bayerns Berge" mit. Das "Mekka" des Geländesports war aber damals England. 1926 nahmen zwei BMW-Fahrer mit R 37 Straßensportmaschinen an der Sechstagefahrt im englischen Buxton teil und gewannen die Gold- und Silbermedallie. Wohlbemerkt auf serienmäßigen Straßenmaschinen - spezielle Geländeausrüstung gab es damals nicht.

Das BMW-Team der Six Days 1956
Das BMW-Team der Six Days 1956
Den nächsten richtigen Geländeeinsatz gab es erst wieder 1933. BMW stellte zur Six-Days '33 ein deutsches Team mit zwei R 16 und einem R 66 Gespann und sorgte in Wales bei den Engländern für Furore. Das Team schlug sämtliche leichte Einzylinder und holte die begehrte Six-Days Trophy nach Deutschland. Auch 1935 war das Team erfolgreich und 1936 gelang mit schweren Spezialmaschinen mit Kompressormotoren der Hattrick. Bis zum Krieg wurde das Trio Fritz Linhard, Georg Meier und Josef Forster auf verschiedenen BMW-Maschinen eines der erfolgreichsten Teams im Geländesport überhaupt - sie kamen, sahen und siegten! Und das auf Serienmaschinen, die sich lediglich in einer Motorschutzplatte, einer Preßluftflasche (zum Reifenauffüllen) und Knebelschrauben an den Achsen von den Straßenmaschinen unterschieden. Der Krieg brachte die Geländesporterfolge zu einem jähen Ende. Als nennenswerte Entwicklung aus den Kriegsjahren wäre das R 75 Gespann zu nennen, das als Spezialentwicklung mit angetriebenen Seitenwagenrad, Differenzialsperre, Rückwärts- / Geländegang und hydraulischen Bremsen als wirkliche Geländemaschine anzusehen ist.

Kurt Tweesmann auf der Six Days 1966
Kurt Tweesmann auf der Six Days 1966
Nach dem Krieg waren die Deutschen lediglich ein wenig am Straßenrennsport interessiert, man hatte ja wahrhaftig andere Sorgen. Als Deutschland 1951 zu den Six-Days wieder zugelassen wurde, trat BMW aber sofort wieder mit einer bewährten Mannschaft auf Boxermotorrädern an. Obwohl man die großen Vorkriegserfolge nicht wieder erringen konnte, reichte es jedoch stets für einzelne Goldmedallien in verschiedenen Klassen. Nun war den Wettbewerbsmaschinen auch ein deutlicher Unterschied zu den Serienmotorrädern anzusehen: ein hochgelegter Auspuff, Einzelsitz mit Werkzeugtasche, Faltenbälge an der mittlerweile eingeführten Telegabel, Motorschutzbleche und Sturzbügel waren für den Geländesport notwendig geworden. Da mittlerweile im Geländesport immer mehr leichte Zweitakter als Spezialanfertigungen für Furore sorgten, sind die Leistungen der Fahrer auf ihren schweren BMW's umso höher einzustufen.

Werks-GS von 1979
Werks-GS von 1979
Aber nach und nach wurden auch die BMW-Boxer weiterentwickelt. In den frühen sechzigern wurde ein neuer Doppelschleifenrohrrahmen entwickelt, der mit einer neuen Telegabel und einem neuen Heck mit Teleskopstoßdämpfern dem heutigen Erscheinungsbild einer BMW-Enduro schon sehr ähnlich war. Die Straßenmaschinen blieben von diesen Entwicklungen zunächst unberührt, bis BMW 1966 seine Geländesportaktivitäten einstellte und 1969 endlich mit Erfahrungen aus dem Geländesport vollständig überarbeitete Straßenmodelle mit einem neuen Motor auf den Markt brachte.
1970 wurde BMW wieder im Geländesport aktiv. Man entwickelte ein neues Modell auf Basis der R 75/5 und gewann damit 1970/71 die deutsche Geländemeisterschaft. In den folgenden Jahren verlor BMW langsam das Interesse am Geländesport und stellte die Werksbemühungen langsam ein. In dieser Zeit waren es die Initiativen von Privatfahrern wie z.B. Herbert Schek, die in der BMW-Geländeszene für Aufregung sorgten. Scheks spektakulärer Eigenbau mit Maico-Teilen wog lediglich etwa 150 kg und war recht erfolgreich.

Die letzte Entwicklungsstufe der GS80
Die letzte Entwicklungsstufe der GS80
Dadurch wachgerüttelt brachte BMW schließlich 1978 eine aufregende Neuentwicklung mit dem nicht ganz unbekannten Namen "GS 800" heraus. Der Neubau hatte ellenlange Federwege, einen aus verschiedenen Telen zusammengesetzten 800ccm Motor und wog nur 142 kg. Das Modell war von Anfang an erfolgreich und wurde ständig weiterentwickelt. Als "GS 80" mit Zentralfederbein und einem 798ccm Motor mit 55 PS wog sie nur noch 138 kg und gewann 1979 und 1980 die deutsche Meisterschaft. Ebenfalls im Jahre 1980 gewann BMW bei den legendären Six-Days in Frankreich die Silbervase. Auf dem Höhepunkt der Erfolge stellte BMW die Werkseinsätze im Geländesport ein und konzentrierte sich fortan auf den Rallyesport. Die Fachpresse munkelte, daß BMW auf Basis der "GS 80" schon bald eine Serien-Enduro auf den Markt bringen würde...