„Sch… Sinterkupplung. Sie ist schon immer komisch und ein bisschen gerutscht, jetzt rutscht sie total.“
Mit diesen Worten steht ein Kunde in der Werkstatt:
Sinterkupplung rutscht? Hä? Vielleicht ein Wellendichtring defekt?Spuren:
Es zeigt sich dass die Kupplung nach 20 TKm (lt. Tacho) vollkommen verschlissen ist. Allerdings hat noch kein Mitarbeiter eine derartige Reibscheibe in einer R11x0 gesehen.
Was als Erstes auffällt ist der kreisrunde Belag. Wir kennen nur segmentierte. Aber naja.
Als Zweites: Der Belag ist viel zu schmal für die Reibflächen. Er hat sich heftig eingegraben.
Eingraben kann er sich aber nur wenn er rutscht (egal weshalb).
Vermutung „zu wenig Anpressdruck“ bei „komischem“ Belag“. Doch weshalb zu wenig Anpressdruck? Analyse:
Die Tellerfeder ist OK. Doch halt, woher kommen die Reibspuren und weshalb sind die Nieten angeschliffen?
Oops, im eingekuppelten Zustand kann sich die Tellerfeder nicht vollkommen entspannen und so auch die Reibscheibe nicht mit maximaler Kraft andrücken. Die Nieten der Nabe der Reibscheibe haben vergleichsweise riesige Köpfe. Diese liegen im eingekuppelten Zustand auf dem Mittelteil der Tellerfeder auf. Sind sie etwas abgewetzt so streifen sie auch noch an den Nieten des Mittelteils!
Gedrückt wurde nicht nur über die Druckplatte gegen den Reibbelag, sondern auch direkt gegen die Nieten der Reibbelagnabe. Ab einem gewissen Verschleiss der Nietköpfe kollidierten dann die (flachen) Nieten des Mittelteils der Tellerfeder mit denjenigen (halbkugelförmigen) der Nabe und verschlissen sich gegenseitig.
Aufgrund des ungenügenden Anpressdrucks bestand zwischen Reibbelag und Anpressplatte bzw. Gehäusedeckel eine Relativbewegung und führte zu schnellem gegenseitigem Verschleiss der Partnerteile (dauernd schleifende Kupplung).
Der gegenüber der Breite der Reibscheiben sehr schmal gewählte Belag arbeitete sich tief in Anpressplatte bzw. Gehäusedeckel ein und verschliss dabei selbst bis zu seiner Nutzungsgrenze.
Die Bemessung der Belagbreite ist fragwürdig, seine Konstruktion im Nabenbereich ungeeignet. Das Schleifen der Kupplung ist aufgrund der Konstruktion unvermeidlich.Fazit:
Der Belag passt zwar zur Verzahnung der Welle, kann aber unmöglich für diese Kupplung vorgesehen sein.
Aber der Preis des verbauten Belags war recht günstig.