Die DrosselKlappenWellen der DKS von Bing schlagen mehr oder weniger schnell aus.

Die Reparatur ist schwierig bis nicht möglich.
Die Schadenbeschreibung ist bei Drosselklappe überholen R11x0 zu sehen.

Gedanken zu Konstruktion und Materialwahl

Die IST-Werte:

Bolzen

Die originale Drosselklappenwelle (DKW) ist aus CuZn (Messing), ein dafür übliches Material. Die exakte Analyse war mir zu teuer, doch dürfte es sich um CuZn40 (Ms60) o.Ä. handeln.

 

Bolzen

Die Lagerung besteht aus P14 Permaglidebuchsen mit folgendem Aufbau (aus Datenblatt):
Einlaufschicht:  Polytetrafluorethylen (PTFE) und Zinksulfit (ZnS) 0,01 mm bis 0,03 mm dick
Gleitschicht:  poröse Bronzeschicht gefüllt mit PTFE/ZnS 0,20 mm bis 0,35 mm dick
Träger ist die Innenseite eines geschlitzten Röhrchens aus verzinntem Stahl.
Wellenoberfläche für die P14 Buchsen lt. Hersteller (INA)
Oberflächengüte: geschliffene oder gezogene Oberflächen sind zu bevorzugen (das CuZn ist gezogen!).
Feingedrehte oder feingedreht rollierte Oberflächen, auch mit Rz2 bis Rz3, können größeren Verschleiß verursachen, denn beim Feindrehen entstehen wendelförmige Fertigungsrillen (Selbermacher: gedrehte Wellen in Längsrichtung polieren!).
Sehr kleine Rautiefen erhöhen nicht die Gebrauchsdauer. Größere Rautiefen senken sie deutlich.
Korrosion der Gegenlauffläche wird bei Permaglide verhindert, indem man:
– abdichtet (praktisch unmöglich)
– korrosionsbeständigen Stahl verwendet (CuZn ist halbwegs korrosionsbeständig aber wesentlich weicher als St)
– geeignete Oberflächenbehandlung durchführt (wird noch erörtert).
Die Gegenlauffläche sollte breiter sein als das Lager, damit sich keine Absätze in der Gleitschicht bilden (ist erfüllt).

Konstruktion

Folgt man den vom Hersteller empfohlen Toleranzen, so ergibt sich ein theoretisches Einbauspiel von 0,000 bis 0,030 mm (also max. 3/100).
Die Messung an originalen Wellen ergab Toleranzen von weniger als 0,005mm innerhalb der empfohlenen Lage.
Konstruktiv und fertigungstechnisch ist also kaum etwas zu bemängeln.

Material:

Bolzen

Messing ist gegenüber Stahl relativ spröde, dennoch einfach zu bearbeiten, automatengeeignet, nichtrostend, hat selbstschmierende Eigenschaften.
Was könnten Alternativen sein?
Mir als im praktischen Einsatz befindlich bekannt sind Lagerungen:
Stahlwelle direkt im Zinkspritzguss des Vergasergehäuses.
Das Allerbilligste. Aus kreisrunden Bohrungen im Vergasergehäuse werden schnell Ovale und die Lagerung ist defekt.
Stahlwelle mit im Zinkspritzguss des Vergasergehäuses eingepressten, Bronzebüchsen.
Gut gemeint, erfordert aber Schmierung (die nicht erfolgt). Die Bronzebüchsen ruinieren die Stahlwelle.
Messingwelle direkt im Zinkspritzguss des Vergasergehäuses.
Fast ebenso schlecht wie eine Stahlwelle. Mit dem gleichen Problem.
Messingwelle mit im Vergasergehäuse eingesetzten Kugellagern.
Die Edelvariante z.B. bei den teureren Anlagen von WEBER. Allerdings sind auch Wälzlager nicht die ultimative Lösung weil sie in erster Linie für rotierende, aber weniger für Schwenkbewegungen von nur 90° Grad geeignet sind. Die Wälzkörper erzeugen im Laufe ihres Lebens keine durchgehende Laufbahn sondern nur Kuhlen. Der Vorteil liegt jedoch darin, dass man die komplette Lagerung sauber tauschen kann.
Messingwelle mit im Vergasergehäuse eingepressten Lagerbüchsen (z.B. Permaglide bei BING).


Das ist der Ausgangspunkt dieser Überlegungen.
Gemäss den Hinweisen des Herstellers der Buchsen wäre bei Permaglidebuchsen eine gehärtete, glatte Oberfläche (z.B. Stahl) dem Messing als Paarungsmaterial vorzuziehen.

Was wäre als Paarungsmaterial denkbar?

Bolzen
Bolzen

Gehärteter rostträger Stahl. >> Kann niemand bezahlen. Bereits die Bearbeitung des ungehärteten Materials verursacht gigantische Werkzeugkosten!
„Einfach“ nur Stahl. >> Gegenüber Ms sind auch hierbei die Werkzeugkosten höher. Nachdem ein Mopped vorwiegend saisonal genutzt wird, besteht die Gefahr festrostender Wellen.
Oberflächenveredelter Stahl >> Da käme zu den Werkzeugkosten ein zusätzlicher Arbeitsgang (z.B. verchromen). Dieser ist nicht trivial weil sich in den schmalen Spalten und kleinen Bohrungen Schichten nur schwer anlagern lassen und dann die Unterrostung beginnt
Eher futuristische Materialien wie Keramik oder Titan
Ok. Falls so ein Ding mal zum Mond soll . . .

Messingwelle (hart)verchromt mit Permaglidelager
Dazu kenne ich zwar keinen Anwendungsfall aber Chrom ist korrossionsbeständig und knallhart. Hartchrom kann man als relativ dicke Schicht aufbringen. Messing ist leicht zu bearbeiten. DAS könnte man mal ausprobieren.

Fazit:
Die Entwickler bei BING sind gar nicht so dumm wie Viele denken. Doch was könnte besser sein?
1) Alle Beteiligten sollten lernen, dass der Leerlaufanschlag seinen Namen davon hat, dass etwas daran anschlägt. Folglich sollten beim die Drosselklappen nicht mit Hilfe der Züge einen Spalt geöffnet und auf diese Art synchronisiert werden sondern mit den Bypassschrauben oder, noch besser aber von BMW verpönt, mit den Anschlagschrauben.
Die Züge sind lediglich so einzustellen, dass beide gleichzeitig (=synchron) mit dem Öffnen der DK beginnen und dabei die Synchronisation erhalten bleibt. Wie geschickt man dabei den Leerhub möglichst gering einstellt ist ein getrenntes Problem.
Der Verschleiss wäre deutlich geringer und „Tickerkiller“ überflüssig!

2) Die DKW sollten als Ersatzteile zu einem vernünftigen Preis zu haben sein. Dieser Appell geht an BING. Führt man ein Material zuerst durch das Lager von BMW kommen hohe Handlingkosten dazu, zumal die umgeschlagene Menge eher gering sein dürfte. Rechnet man den zeitlichen Aufwand für eine Drosselklappenüberholung beim Freundlichen und die Probleme mit der Gewährleistung hierfür, so sind neue DKS letztlich billiger und es dürfte der Grund sein weshalb BMW die Wellen nicht anbietet.
Einzelne Wellen sind also in erster Linie für Selbermacher interessant.

3) Ein von BING benannter Reparaturbetrieb verlangt für einen Reparatursatz der eine Welle beinhaltet über 130 EUR. Das ist zwar billiger als ein Neuteil aber noch immer extrem von den Herstellkosten entfernt. Die üblichen 100% Aufschlag für den Vertrieb sind bei dieser Überlegung dabei. Die Herstellung der Welle bewegt sich bei den gegebenen Fertigungsmengen in einem sehr niedrigen zweistelligen EUR-Bereich.

4) Der linke DKS sollte auch bei BMW getrennt vom Drosselklappenpoti verkauft werden. 235 EUR für den rechten DKS stehen 380 EUR für den linken gegenüber, wobei knapp 160 EUR auf das Poti entfallen! (Wenn dieses bei dem Preis nicht enthalten sein sollte, ist die Preisdifferenz ohnehin nicht zu erklären).

Aber:
Meine DKWs haben jetzt 150Tkm hinter sich und sind praktisch makellos.